Konstanz und Wandel: K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V. berichtet über die Arbeit im vergangenen Jahr und wählt neuen Vorstand

Der neue Vorstand des Stadtteilvereins K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V., von links: Thorsten Leiendecker, Cornelia Hans, Dagmar Gaukel (Vorsitzende), Ulrich Plessner (Vorsitzender), Sigrid Hofmaier, Annette Schuck, Bernhard Setzer, Geneviève Zuber. Nicht auf dem Foto: Renate Matt            Foto: Lars Günnewig


In seiner jährlichen Mitgliederversammlung resümierte der Stadtteilverein K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V. die vielfältige Arbeit im Quartier und im Stadtteiltreff Glashaus, wählte einen neuen Vorstand und berichtete über den Stand der Verhandlungen zur Neuausrichtung der Quartiersarbeit in Freiburg sowie die Auswirkungen auf die künftige Arbeit.

Die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen Michael Kullakowski-Göhner, Matthias Rudolph und Karolin Meißner berichteten über die erfolgreichen Aktivitäten des Vereins in den Bereichen Jugend-, Schulsozialarbeit und Café im Glashaus mit Mittagstisch im Jahr 2017.

Gerade im Kinder- und Jugendbereich ist eine deutliche Steigerung der Angebote und Teilnehmer*innen zu verzeichnen: Die 317 Angebote wurden von 6.757 Jugendlichen genutzt (2016: 5.830 bei 314 Angeboten). Der Migrationsanteil der erfassten Nutzer*innen liegt bei 48,4 Prozent. Hier macht sich die gelingende Integration der Geflüchteten im Jugendalter besonders bemerkbar: Von Anfang an lud die Kinder –und Jugendarbeit KjK in K.I.O.S.K. e.V. die Bewohner*innen der beiden Flüchtlingswohnheime zu gemeinsamen Aktivitäten ein. Der Brand im Jugendcontainer auf dem Sportgelände im Frühjahr 2018 war ein Tiefschlag – auch in finanzieller Hinsicht: Der Sachschaden des mutwillig zerstörten Treffpunkts liegt laut Gutachten bei 34.000 Euro. Hiervon bezahlt die Versicherung 10.000 Euro Zeitwert und 1.000 Euro für die Inneneinrichtung. Die Mitarbeiter*innen von KjK bemühen sich intensiv um die Organisation von ein bis zwei neuen Containern als Ersatz. Die Leitung des Kinder –und Jugendbereichs von K.I.O.S.K. e.V. liegt nun zu gleichen Teilen bei Michael Kullakowski-Göhner und Samson Woldu.

Aus seinem Tätigkeitsbericht zum Ende des Schuljahres 2017/2018 hob Schulsozialarbeiter Matthias Rudolph vor allem die intensive und stetig wachsende Nutzung des Beratungs- und Einzelfall-Hilfeangebots in der Schulsozialarbeit hervor. Themen wie Angst, Trauer, Stress, familiäre und schulische Konflikte, Liebeskummer, Trennung/Scheidung und Ausgrenzung/Diskriminierung beschäftigen nicht nur Schüler*innen, sondern zunehmend auch Lehrer*innen und Erziehungsberechtigte. In den sozialen Gruppenarbeiten standen die Themen „Gemeinsam statt einsam“ und Mobbingprävention an. Eine große Anzahl an Aktivitäten und Projekten wurde geplant und umgesetzt, die Vernetzung mit der Quartiersarbeit im Rieselfeld ausgebaut und die Vernetzung mi den relevanten Beratungsstellen intensiviert. Geplant ist eine Weiterführung der laufenden und erfolgreichen Projekte sowie Prävention und Aufklärung über selbstverletzendes Verhalten und Suizidgefahr.

Karolin Meißner berichtete über die Entwicklungen im Café, das an vier Tagen der Woche auch einen frisch gekochten Mittagstisch anbietet. Insgesamt 35 Wochen war das Café im Jahr 2017 geöffnet. Besonders die beiden Waffelnachmittage am Dienstag und Donnerstag sind – insbesondere von Eltern und Kindern – stark frequentiert. Vielfältige Kooperationen mit anderen Formaten gehörten zum Alltag und förderten die Vernetzung im Quartier. Die Zusammenarbeit mit dem Marktladen Rieselfeld ermöglicht es, fair gehandelten Kaffee und Tee anzubieten.

Der Wandel hat auch das Café im Glashaus erreicht: Das Alleinstellungsmerkmal ist durch ein größeres Gastronomie-Angebot im Stadtteil nicht mehr gegeben, der demographische Wandel macht sich in der Struktur der Ehrenamtlichen und Gäste bemerkbar. Die Motivation der „ersten Generation“ unterscheidet sich spürbar von den Nachwachsenden. Der Fachkräftemangel in der Gastronomie geht auch am Café im Glashaus nicht vorbei: Es ist schwierig, passendes Personal zu finden, die Fluktuation ist höher als in den Anfangsjahren. Die Mitarbeiter stellen sich der Herausforderung und entwickeln neue Konzepte, um den Betrieb an die sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen.

Von Seiten der Mitglieder stellte sich die Frage einer Abendöffnung des Cafés. Grundsätzlich ist dies möglich, jedoch derzeit mit den vorhandenen ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht zu leisten. Sollte sich jedoch eine Projektgruppe bilden, kann darüber neu diskutiert werden. Nicht zur Debatte steht jedoch ein externer Betreiber.

K.I.O.S.K.-Geschäftsführerin Daniela Mauch sprach über die Notwendigkeit des Wandels aufgrund einiger Mitarbeiterwechsel in der Quartiersarbeit, der Hauswirtschaft-Küche, in der Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung im Stadtteiltreff Glashaus sowie der Organisation der Quartiersarbeit angesichts veränderter Anforderungen im demographischen Wandel und Aktivierung der heranwachsenden „zweiten Generation“ – 22 Jahre nach Einzug der ersten Bewohner*innen. Neue Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche müssen sich in die K.I.O.S.K.-Kultur einfinden und eingearbeitet werden. Gelingende Formate werden ausgebaut, nicht Tragfähiges wird beendet. Flexibilität und Agilität sind und bleiben Gebote in Zeiten des Wandels.

Die Quartiersarbeit steht vor neuen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Der Stadtteiltreff Glashaus im Zentrum des Quartiers wird sich in Zukunft verstärkt als „Selbstmachhaus“ entwickeln müssen, um auch Menschen zu erreichen, die das Glashaus noch nicht für sich entdeckt haben, aber grundsätzlich bereit sind, sich einzubringen, jedoch vor traditionellen Vereinsstrukturen zurückschrecken. Wer Ideen hat, findet offene Ohren und kann sein eigenes Angebot alleine oder gemeinsam mit anderen etablieren. Geeignete Formate – wie das europaweit gefeierte „Fest der Nachbarn“ und das Ferienangebot „MittwochsMiteinander“ – wurden 2017 etabliert und fortgeführt. Die Organisation der Zukunft geht vom Experiment als Spielanordnung aus: Andere Rahmen setzen, neue Settings erproben, Neues wagen – „Freestyle“ mit Raum für bisher nicht Gelebtes.
Die Belegungen im Stadtteiltreff Glashaus bewegten sich 2017 im gleichen Rahmen wie im Vorjahr. Stetig gilt es abzuwägen, wie viele eigene Veranstaltung durch im Stadtteilverein organisierte Gruppen und wie viele Vermietungen das Haus verträgt. Kernfrage ist immer: Welche Gruppe, welche Menschen, welche Mieter*innen passen zur Struktur des Hauses?

Auch das Projekt „ÄwiR – Älter werden im Rieselfeld“ steht vor Veränderungen: Die Projektförderung durch das Deutsche Hilfswerk endet nach fünfjähriger Förderung zum Jahresende 2018 und der bisherige Mitarbeiter Richard Krogull-Raub scheidet aus. Die Gruppe muss neue Wege finden, um attraktiv für ältere Menschen im Stadtteil zu werden. Bereits gut etabliert sind der „Besuchsdienst“ für Menschen mit Hilfebedarf und der „Bewegungstreff im Freien“, der seit über einem Jahr wöchentlich bei jedem Wetter 20 bis 30 Bewohner*innen anzieht.

Die drohenden finanziellen Kürzungen in der Quartiersarbeit konnten in intensiven zweijährigen Verhandlungen mit der Stadt Freiburg größtenteils abgewendet werden. Die Entscheidung zur Finanzierung des Stadtteiltreffs Glashaus steht im Herbst 2018 an.

Der Stadtteilverein

Im Stadtteilverein K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V. waren im vergangenen Jahr 60 Einzelmitglieder, 150 zahlende Familienmitglieder, 337 Familienangehörige, 7 Firmen und 16 Vereine und Institutionen organisiert. Künftig soll sich der Verein vom Mitmach-Verein zum Selbstmach-Verein wandeln: Mit klaren Rahmenvorgaben können sich Menschen aus dem Quartier für ihr eigenes Projekt verantwortlich zeigen. Dabei haben sie jedoch auch den Verein und die anderen Bereiche im Blick. An dieser Aufgabe arbeitet der Verein in enger Kooperation mit der Quartiersarbeit und der Verwaltung.

Aufgrund des positiven Berichts der Kassenprüfer Waldemar Wohlfeil und Liane Markus wurde der bisherige Vorstand von den 46 Stimmberechtigten mit 38 Ja-Stimmen und 8 Enthaltungen entlastet.

Der neue Vorstand

Die bisherigen Vorstandsmitglieder Dagmar Gaukel, Ulrich Plessner, Renate Matt, Thorsten Leiendecker und Geneviève Zuber stellten sich erneut zur Wahl. Neu hinzukommen Annette Schuck, Cornelia Hans, Bernhard Setzer und Sigrid Hofmaier. Den Vorsitz des neuen Vorstands übernehmen Ulrich Plessner und Dagmar Gaukel als Doppelspitze. Alle Bewerber*innen um ein Vorstandsamt wurden mit 43 bis 46 Stimmen gewählt. Die ausscheidenden Vorstände Lejla Karovic-Kersting und Werner Bachteler wie auch der langjährige Vorstandsvorsitzende Bertram Schrade wurden mit herzlichem Dank für ihre Verdienste um den Verein und den Stadtteil verabschiedet.

Entscheidungen zur künftigen Gestaltung der Kommunikation im Quartier und zu den Mitgliedsbeiträgen wurden von Werner Bachteler und Dagmar Gaukel vorgetragen: Ab 2019 wird die bisher viermal jährlich erscheinende Stadtteilzeitung aus Kostengründen nicht mehr als Printmedium erstellt. Über eine Kombination aus Online und Print wird der neue Vorstand intensiv beraten, um auch Menschen ohne digitalen Zugang weiterhin ein Informationsmedium zu erhalten. Die Erhöhung der Basis-Mitgliedsbeiträge um 5 Euro pro Jahr wurde von den Mitgliedern gebilligt.

Der Verein K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V.

K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V. ist der einzige Träger der Quartiersarbeit in Freiburg, der von Bewohner*innen getragen wird. Vor 22 Jahren führten Bürgerbeteiligung und Gemeinschaftsbildung mit professioneller Begleitung zur Gründung des Stadtteilvereins. Dieser sorgte vom ersten Atemzug des Quartiers an für Ressourcen, Frei- und Spielräume für die Schaffung, Pflege und Weiterentwicklung von Gemeinschaft in Vielfalt. 10 Haupt- und ca. 160 Ehrenamtliche haben dynamische Beteiligungsstrukturen entwickelt, die Menschen zusammenbringen und aktivieren. Seit 2003 ist K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V. auch Träger der Quartiersarbeit, Kinder- und Jugendarbeit und Verwaltung des Stadtteiltreffs Glashaus. 2014 kam die Trägerschaft für die Schulsozialarbeit im Kepler Gymnasium hinzu.

Die flexible Struktur und Organisation des Vereins ermöglicht es immer wieder, neben der alltäglichen Gemeinwesenarbeit sehr spontan auf Entwicklungen, Impulse und Herausforderungen zu reagieren. So beispielsweise mit den Langzeitprojekten „Migrantenfreundlicher Stadtteil“ (2003 – 2006), „Älter werden im Rieselfeld“ (2013 – 2018) oder „DIEFI – Dietenbach-Flüchtlings-Initiative“ (seit 2014).

Sigrid Hofmaier, Öffentlichkeitsarbeit K.I.O.S.K. im Rieselfeld e.V.

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